Achim Freyer
Bühnen-, Kostümbildner, Regisseur und Maler
Der Meisterschüler von Bertolt Brecht wurde 1934 geboren und ließ sich zum Maler ausbilden, bevor er sich dem Theater zuwandte, wo er als Regisseur sowie als Bühnen- und Kostümbildner arbeitete. Schauspielinszenierungen entstanden am Berliner Schloßpark- und Schillertheater, am Berliner Ensemble (u. a. Hamlet 2000) sowie am Burgtheater Wien (u. a. die Theatertrilogie Metamorphosen des Ovid 1987, Woyzeck 1989, Phaeton 1991, Der Diener zweier Herren 1997 und die Uraufführung Die Eingeborene 1999). Ein Fest für Boris von Thomas Bernhardt feierte am 21. Dezember 2002 am Berliner Ensemble Premiere.
Operninszenierungen führten ihn u. a. nach München, Basel, Amsterdam, Wien, Berlin, Paris und Salzburg. Er inszenierte 1980 in Stuttgart Webers Der Freischütz und 1982 in Hamburg Mozarts Die Zauberflöte, eine Inszenierung, die Theatergeschichte geschrieben hat und die noch heute nach 20 Jahren Triumphe vor stets ausverkauftem Hause feiert. Dieses Werk interpretierte er gleichfalls 1991 in Wien, 1997 für die Salzburger Festspiele und 2002 für die Schwetzinger Festspiele und die OpéraNational du Rhin in Straßburg. Weitere Regiearbeiten waren u. a. Glucks Orfeo ed Euridice 1982 an der Deutschen Oper Berlin, Rossinis La Cenerentola 1997 an der Wiener Volksoper und Bachs h-Moll-Messe als szenische Uraufführung für die Schwetzinger Festspiele 1996. Im selben Jahr entstand eine Inszenierung von Mozarts Don Giovanni in Venedig sowie 1998 als Koproduktion für die Schwetzinger Festspiele, Straßburg, Lissabon und Montpellier. Wagners Tristan und Isolde inszenierte er 1994 in Brüssel. Für seine Inszenierung von Turandot/Perséphone 1994 in Venedig wurde er mit dem italienischen Kritikerpreis für die beste Inszenierung des Jahres ausgezeichnet. Bei den Wiener Festwochen inszenierte er 1998/99 Monteverdis L'Orfeo (in Koproduktion mit der Bayerischen Staatsoper München) und 1999/2000 Schumanns Genoveva (in Koproduktion mit der Oper Leipzig). Für die Schwetzinger Festspiele 2001 erarbeitete er Haydns selten gespielte Oper L'anima del filosofo, ossia Orfeo ed Euridice und für die Deutsche Oper Berlin 2001 eine szenische Version von Verdis Messa da Requiem.
2002 erfolgte sein USA-Debüt mit einer überarbeiteten szenischen Realisierung der h-Moll-Messe an der Los Angeles Opera. Seine jüngsten Arbeiten sind Richard Strauss' Salome (Deutsche Oper Berlin, 2003) und Hector Berlioz' La Damnation de Faust (als Koproduktion der Los Angeles Opera und der Opera Narodowa, Warschau, 2003). Im April 2004 hat er die Händel-Oper Ariodante an der Oper Frankfurt inszeniert. In Achim Freyers Schaffen nehmen Musiktheater-Uraufführungen einen großen Raum ein, u. a. die Philip-Glass-Trilogie in Stuttgart Satyagraha (1981), Echnaton (1984), Einstein on the Beach (1988) und Das Mädchen mit den Schwefelhölzern von Helmut Lachenmann an der Hamburgischen Staatsoper (1997). Für Dieter Schnebel entstanden u. a. Körper-Sprache, Maulwerke und Vergänglichkeit (UA Hamburg 1991) sowie an der Oper Leipzig die Uraufführung von Majakowskis Tod – Totentanz 1998 und Werke von Mauricio Kagel, Philip Glass, Erhard Großkopf und Alvin Curran. Großen Erfolg hatte die Uraufführung der Sciarrino-Oper Macbeth, die bei den Schwetzinger Festspielen Premiere hatte und in der Folge u. a. in Frankfurt, Graz und New York zu sehen sein wird. Eine seiner Arbeiten war die Weltpremiere von Luca Francesconis Ballata am Théatre La Monnaie in Brüssel (Herbst 2002). Mit dem 1992 von ihm gegründeten Freyer-Ensemble entwickelte Achim Freyer eine vollkommen eigenständige Theatersprache und realisierte in einem Zeitraum von zehn Jahren über 20 eigene Stücke. Darüber hinaus ist das Freyer-Ensemble ein fester Bestandteil seiner großen Opern- und Schauspielproduktionen. 2005 inszenierte Achim Freyer am Nationaltheater Mannheim seine vierte Zauberflöte, diesmal mit seine Ensemble und in der musikalischen Bearbeitung von Alexander von Zemlinsky. 2006 folgte die fünfte Version des Mozart‘schen Werkes in Nowaja Opera in Moskau und die sechste am Teatr Wielki in Warschau. 2007 erlebte Alice in Wonderland (Musik Unsuk Chin) in der Regie von Achim Freyer ihre Uraufführung an der Bayerischen Staatsoper in München. 2008 inszenierte Achim Freyer La traviata am Nationaltheater Mannheim.
Von 1976 bis 1999 hatte er eine Professur für Bühnenbild an der Hochschule der Künste Berlin inne. Zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen an Gruppenausstellungen als Bildender Künstler führten ihn z. B. auf die Documenta nach Kassel (1977 und 1987) sowie nach Berlin, Bonn, Brüssel, Florenz, Hamburg, Moskau, München, Venedig, Wien und Tel Aviv. Achim Freyer erhielt 1999 den Theaterpreis des ITI (Internationales Theater Institut) und die Goldmedaille für seine Retrospektive zur Quadriennale Prag. 2007 erhielt Achim Freyer den Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis. Sein dreibändiges Buch „Freyer – Theater“ erschien 2007 im Alexander Verlag.
Zukünftige Projekte umfassen die Neuinszenierung von Tschaikowskys Eugen Onegin im September 2008, mit welcher die Spielzeit der Staatsoper Unter den Linden eröffnet wird. Von 2009-2011 wird Achim Freyer Wagners Ring des Nibelungen an der Los Angeles Opera inszenieren. Parallel zu seinen Theaterarbeiten stellt er international seine Bilder aus. Die nächsten Ausstellungen sind in Berlin, Wien und Los Angeles geplant.
Weitere Informationen: www.freyer-art.de
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